Während das Festland-Europa noch in der Steinzeit und somit im Megalithzeitalter steckte,

begann auf Kreta eine Kultur heranzuwachsen, die über einen langen Zeitraum (2600-900 v. Null) Bestand hatte.

 

Der Ursprung der minoischen Kultur ist mit dem sagenhaften König Minos verknüpft, der auch der Namensgeber für die Minoische Kultur ist. Minos soll ein Sohn des Zeus und der schönen phönizischen Prinzessin Europa gewesen sein und war somit göttlicher Abstammung. Als „Gottes Sohn“, als der "zeusverwandte König" empfing er der Sage nach bei einem Treffen mit seinem Vater im Gebirge die göttlichen Gesetze für sein Reich (ähnliches kennt man doch von Moses, der laut christlicher Bibel von Gott die Zehn Gebote erhielt). Im unterirdischen Labyrinth seines Palastes in Knossos - von seinem Baumeister Daidalos konstruiert und erbaut - wurde der sogenannte Minotaurus, ein Mischwesen (Mensch mit Stierkopf), gefangen gehalten.

 

Mit Kreta im Zentrum erstreckte sich die Minoische Kultur seinerzeit über den gesamten ägäischen Mittelmeerraum. Es muss eine sehr friedliebende Kultur ohne Kriegs- und Eroberungsabsichten gewesen sein, da man keine Befestigungsanlagen oder kriegerische Darstellungen auf den zahlreich noch erhaltenen Wandgemälden gefunden hat.

 

Knossos ist die größte der ruinenhaft erhaltenen gebliebenen Palastanlagen auf Kreta. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Engländer Sir Arthur Evans entdeckt. Evans führte im Zuge seiner Ausgrabungen auch umfangreiche, heute umstrittene "Renovierungsarbeiten" durch. So wurden damals unter seiner Anordnung große Teile der heute sichtbaren Ruinen von ihm nach seinen Vorstellungen mit Betonteilen rekonstruiert. Ohne fachkundige Begleitung ist es allerdings nur schwer erkennbar, was in der weit verzweigten, mehrstöckigen Palastanlage wirklich noch im Original vorhanden ist und was das Ergebnis von Evans Rekonstruktionen ist.

In Knossos wurden mehrere Phasen baulicher Tätigkeit durch Ausgrabungen nachgewiesen. So datieren die ältesten Funde in die Zeit des Neolithikums, also bis in eine Zeit um 5700 v. Null zurück. Etwa 1900 v. Null entstand auf dem Areal einer solchen, älteren Siedlung die Palastanlage von Knossos. Knossos befindet sich heute etwa vier Kilometer südöstlich der Hauptstadt Heraklion und somit vom Meer entfernt. Zur Gründungszeit lag es vermutlich aufgrund eines anderen Küstenverlaufs direkt am Meer. Zahlreiche Fundstücke von Knossos, sind im Archäologischen Museum in Heraklion ausgestellt. Dazu zählen auch Sarkophage, Schmuckstücke, Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, Abbildungen von uralten, weiblichen Gottheiten und der berühmte „Diskos von Phaestos“, dessen Bedeutung und Funktion noch immer nicht vollständig entschlüsselt wurde. Dieser Diskos wurde 1908 im alten Palast von Knossos entdeckt. Arthur Evans, der diesen Diskos als einer der ersten untersucht hatte, bezeichnete ihn als „Hymne an die Göttin der Erde“. 

 

           

            Diskos von Phaestos                                                                                                           Doppelaxt  oder „vorchristliches Kreuz“?

 

Die bekanntesten religiösen Symbole sind der heilige Stier und die Doppelaxt. Diese Doppelaxt kann man durchaus auch als Kreuz-Symbol (als vorchristliches, minoisches Kreuz) interpretieren. Somit findet sich eine weitere Parallelität zum Christentum, das ja eigentlich erst sehr viel später gegründet wurde. Außerdem wurde von den Minoern auf Kreta neben bekannten Göttern wie Zeus auch eine weibliche Gottheit, die aus vielen vorchristlichen, paganen Religionen bekannte große Mutter Erde, verehrt, die ja auch als Maria, die Mutter Gottes, bei den katholischen Christen bekannt ist.

Den „heiligen Stier“ der Minoer findet man zunächst im Zusammenhang mit den sogenannten Stierspielen. Sie waren wohl eine Mischung aus sportlicher Betätigung und religiöser Kulthandlung. Die überall im Palast von Knossos gefundenen Stierhörner verweisen jedenfalls auf eine besondere Bedeutung,

dieses Tieres in minoischer Zeit hin. Außerdem deutet das berühmte Stierspringerfreskos diese Kulthandlungen an. Man erkennt junge Krieger, die gegen einen Stier antreten. Das Tier rennt auf sie zu und im kritischen Augenblick fassen die Krieger den Stier an die Hörner und schwingen sich über seinen Rücken, so dass sie hinter ihm auf dem Boden landen. Das Stierspringerfresko befindet sich, auf den folgenden Fotos gerade noch erkennbar, genau hinter den drei minoischen Säulen.

 

                  

 

 

Ein zweites Mal begegnet uns der „heilige Stier“ der Anlage im Zusammenhang mit der Sage vom Minotauros und dem Labyrinth, in dem er haust.

Die Sage beginnt mit Pasiphae, die nach der Vereinigung mit einem Stier ein Geschöpf gebar, welches halb Stier, halb Mensch war. Voller Abscheu ließ ihr Gatte, König Minos seinen Baumeister Daedalos das Labyrinth anlegen, worin man den sogenannten Minotauros versteckt halten wollte. Jeder Versuch das Untier dann im Labyrinth zu erlegen scheiterte. Jeder Jäger verlief sich und wurde seinerseits zur Beute des Minotaurus. Auch Theseus, der Sohn des Königs von Athen, begab sich nach Kreta, um das Ungeheuer zu erlegen. Er verliebte er sich in Minos Tochter Ariadne, die ihm bei seinem gefährliches Vorhaben behilflich war. Sie übergab ihm ein Wollknäuel, dessen abgewickelter Faden ihm später half, den Rückweg aus dem Labyrinth zu finden. Theseus besiegte den Minotauros und wurde als Held gefeiert.

 

 

            Weitere Fotos der Palastanlage (oder Tempelanlage ?):

 

                                    

                                                                                                                                                                                                         (die erste Badewanne)

 

 

                                          
                                                                                                                                                                                                                                                          
Doppelaxt als Wand-Rißzeichnung

 

Was war Knossos mit dem Labyrinth?      

Wir haben hier ein Stierungeheuer, ein Labyrinth und die sogenannte Doppelaxt. Wenn man bedenkt, dass das Wort Labyrinth sich wahrscheinlich vom altgriechischen Wort „Labrys“ ableitet und Labrys dabei die Doppelaxt bezeichnet, dann wäre das Labyrinth ein „Haus der Doppelaxt“. Vor dem Hintergrund, dass die Doppelaxt kein Werkzeug war (das verwendete Metall soll dazu zu weich sein) dienten die weichen Äxte nur kultischen Handlungen. Das Haus der Doppelaxt (des Kreuzes /s.o.) war somit eine Art Tempel. Auch wenn die Doppelaxt nur immer als Artefakt im Zusammenhang mit der Minoischen Kultur genannt wird, findet man sie aber eigentlich in allen steinzeitlichen Kulturen als Kultgegenstand. Dies bestätigt sich auch durch Felszeichnungen und Grabbeigabefunden aus Nordeuropa.

Wie kommt also das Kreuz in die heutigen christlichen Kirchen?

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JKS   10.1981 / 2004