Der Schalenstein am Egelsee

 

Es handelt sich um einen Block von ca. 2,5 x 1,5 x 0,5 Meter, in dessen nach oben liegender Fläche eine deutliche Schale ausgearbeitet ist. Die Schale hat einen Durchmesser von ca. 20 cm. Auf diesem Stein sollen in heidnischer Zeit Tieropfer dargebracht worden sein. Für mich macht er allerdings eher den Eindruck eines „Richtsteines“, auf dem entsprechende Urteile gegen Gesetzesbrecher vollstreckt wurden. Dieser Eindruck bestärkt sich auch durch den Standort des Steines in einer 1,5 Meter tiefen Mulde und durch die auf dem Muldengrad liegenden, kleineren Steine, die unter Umständen als „Sitzsteine“ für die Begleiter der Urteilsvollstrecker gedient haben könnten. Der tiefe Teil der Schale war bei meinem Besuch mit Regenwasser gefüllt, das die etwas oberhalb vorhandene Ablaufrinne nicht erreichen kann.

 

      

 

      

 

Die sichtbaren, eingeschlagenen Kreuze stammen vermutlich wieder aus frühchristlicher Zeit und belegen auch hier den Versuch, einem heidnischen Kultplatz einen christlichen Stempel aufzudrücken. Außerdem sind auf dem Stein noch einige Jahreszahlen eingemeißelt. Dabei handelt es sich um Markierungen aus Grenzbegehungen, die vom 17. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhundert so dokumentiert wurden.

 

 

Man findet den Stein in der Nähe des Egelsees, der südlich des Millstätter Sees auf einem kleinen Höhenzug liegt. Wenn man dort von Molzbichel / Baldersdorf der Fahrstraße zum Gasthof „Lug ins Land“ folgt, findet man unmittelbar am Parkplatz des Gasthauses den Wanderweg nach Seeboden, der auch an einem ebenfalls unbedingt sehenswerten Hochmoor-See, dem Egelsee, vorbeiführt. Ist man am See nach etwa 20 Minuten angekommen, geht man links weiter (hier ist der Weg zum Opferstein auch schon entsprechend ausgeschildert) und erreicht den Stein nach weiteren 15 Minuten.

 

                       

 

Auch der Egelsee selbst wurde als Wasserheiligtum geehrt. Er hat seinen Namen übrigens tatsächlich deshalb, weil sich die Blutegel darin seit Jahrtausenden sehr wohl fühlen. Auch dies dürfte ein Grund für vorchristliche Kulthandlungen im oder am See gewesen sein.

 

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JKS / 07.2004 /09.2008