Menhir-Reihen in Yverdon-les-Bains / Clendy

 

Im Ortsteil Clendy, der Stadt Yverdon-les-Bains (Schweizer Kanton Waadt) in unmittelbarer Nähe zum Neuenburger See (Lac de Neuchátel), direkt an einem Waldweg, der zu einer Badestelle am See führt und an einem Wanderweg nach Yvonand, befinden sich die Steinreihen von Yverdon-les-Bains / Clendy. Man kann diese Steinreihen und Kreise zwar nicht direkt mit den Berühmten in Carnac vergleichen, dennoch stellen sie an diesem Standort, der für derartige megalithische Steinsetzungen geradezu untypisch ist, eine kleine Sensation dar.

 

                           

                Bild 1                                                                                                                   Bild 2

 

Die meisten der hier vorhandenen Menhire wurden vor ca. 4000 Jahren aufgestellt. Die Steine bilden teilweise Reihen und Halbkreise in unterschiedlichen Ausprägungen und ergeben in Ihrer Gesamtheit ein größeres Oval, das durch eine diagonale Reihe optisch geteilt wird.

 

                 

                Bild 3                                                                                                       Bild 4                                                                                 Bild 5                 

 

Von den kleineren, als wertvoll erachteten Menhiren, welche teilweise deutlich Kopf und Schultern andeuten, stehen die Originale im Museum von Yverdon. Im Ortsteil Clendy stehen nur noch die entsprechenden Nachbildungen aus Beton. Auf den Bildern ist dies teilweise auch zu erkennen. Dennoch sind die insgesamt 45 zum Teil bis 4,50 Meter hohen Menhire ein einmaliges, faszinierendes Denkmal unserer paganen Vorfahren, das man vor allem an diesen Standort eigentlich nicht erwartet.

 

                         

                Bild 6                                                                                    Bild 7                                                                    Bild 8

 

Die Bezeichnung   MENHIR   stammt aus der bretonischen und keltischen Sprache. Das Wort setzt sich aus   MEN = Stein  und  HIR = lang zusammen. Somit also die Bezeichnung für einen  langen Stein.

 

                        

                Bild 9                                                                                    Bild 10                                                                                                                 Bild 11

 

Der Menhir auf Bild 11 könnte bereits mit nur sehr wenig Phantasie, die Nachbildung einer christlich-katholischen Marienstatue sein.

Aber Maria vor über 4000 Jahren ? Nein, demnach muss es eine Darstellung der großen Erdgöttin, die von unseren keltischen und germanischen Vorfahren auch als Mutter Erde verehrt wurde, sein. Hier ergibt sich m.E. auch ein Beweis, dass die christliche Kirche die paganen Vorstellungen und Abbildungen auch noch in der heutigen Zeit für eigene Zwecke einsetzt (s. a. http://www.terraner.de/Cernunnos.html ) .

 

                                                                  Bild 12

 

Diese 12 Bilder können nur einen ersten Eindruck vom Ort geben. Die Einzigartigkeit dieser Steinreihen kann so nur andeutungsweise vermittelt werden. Es gibt bis heute keine genauen Überlieferungen oder Untersuchungen die eine Erklärung oder einen Zweck für diesen erstaunlichen Menhir-Reigen liefern könnten. Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass in der Zeit zur Sommersonnenwende sich jedes Jahr ein kleines, optisches Wunder im vom Ort nur ca. 200 m entfernten Neuenburger See ereignen soll. Bei Sonnenaufgang scheint die Sonne direkt aus dem Wasser des Sees aufzusteigen. Somit markiert die Längsrichtung des Neuenburgersees und somit die längste Wasserstrecke, von Clendy aus gesehen den Punkt der Sommersonnenwende. Eine Laune der Natur ? Oder geplante Landschaftsgestaltung ?

Die Steinreihen vor Ort rücken somit jedenfalls wieder in eine Bedeutung, die ähnliche Steinsetzungen bereits an anderen Orten vorweisen.

 

 

Auch für Clendy liefert uns eine Sage wieder einige Hinweise zur Bedeutung. Gleichzeitig liefert sie auch eine Erklärung für die vielen, einzelnen Menhire, die rings um den Neuenburger See / Bieler See / Murtensee verteilt sind.

 

Das Mädchen und der Rabe

Vor langer Zeit lebten in einem Dorf im Osten Frankreichs, nahe der heutigen Romandie in der Schweiz, einige sehr arme Bauern. Eines Tages fand ein junges Bauernmädchen dieses Dorfes einen verletzten Raben und nahm ihn mit in das Dorf um ihn gesund zu pflegen. In der Nacht erschien ihr der Rabe im Traum und sagte, dass er sich für die Pflege eines Tages sehr dankbar erweisen würde. Das Mädchen pflegte den Vogel dann einige Zeit, bis dieser eines Morgens seine Flügel ausbreitete und sich in die Luft erhob. Er flatterte drei Runden über die Köpfe der versammelten Dorfbewohner hinweg und gab dabei ein gekrächzte von sich, als ob er mit den Bauern reden wollte. In jener Zeit galten Raben als sehr weise Vögel. Das Mädchen erinnerte sich auch an den Traum und so nahm man an, das die Dorfbewohner dem Raben folgen sollten, damit dieser seine Dankbarkeit beweisen konnte. Da die Bauern in ihrem Dorf nicht viel zu verlieren hatten, packten alle ihre spärliche Habe zusammen und folgten kurz entschlossen dem Flug des Raben. Sie zogen und wanderten quer durch das Land bis Sie das Gebiet der drei Seen erreichten. Hier blieb der Rabe in der Luft stehen und warf einen riesigen Schatten über die prächtige Seenlandschaf und das weite grüne Land. Die Bauern sahen dies Aufforderung sich hier niederzulassen und beschlossen, zunächst das südliche Ende des heutigen Neuenburgersees in Augenschein zu nehmen. Die Gegend von Clendy. Der See mit seinen grünen Ufern war lieblich anzusehen und das Wasser strahlte wunderschön wenn die Sonne darauf schien. Hier wollte man bleiben und eine erste Siedlung errichten.

 

Aus Dankbarkeit gegenüber dem Raben für diese prächtige Land errichteten die Bauern später ein Boden-Denkmal aus vielen, grossen Menhiren entlang der Schattenlinien, die der Vogel bei der Ankunft „ im gelobten Land “ in die Seenlandschaft geworfen hatte. Im Laufe der dann folgenden Jahrhunderte wurden immer mehr Menhire entlang dieser Schattenlinien aufgestellt, um die Erinnerung an den glückbringenden Raben wach zu halten.

 

 

Hier eine Zeichnung die einen Eindruck von Form und Größe der „sagenhaften“ Schattenlinien des Raben vermitteln soll:

 

 

An allen den Orten, die hier von 1) bis 3) und A bis F gekennzeichnet sind (die graue, schraffierte Fläche soll die 3 Seen grob darstellen), befanden sich in alter Zeit entsprechende Menhire und Steinsetzungen, die zum großen Teil auch heute noch erhalten sein sollen. Bei den Standorten 1) , 2)  und 3) habe ich mich selbst davon überzeugen können.

 

Hat die alte Sage also doch einen bisher nicht akzeptierten Wahrheitsgehalt ? Doch was war dann dieser riesige Rabe tatsächlich ?

 

 

JKS / 08.2003                                                                                                                                                                                    zurück zur Auswahlseite