Hügelgrab im Prignitzer Land - das Königsgrab von Seddin
Das Königsgrab
von Seddin ist ein 10 Meter hoher, künstlich
aufgebauter Grabhügel aus der Bronzezeit (ca. 800 v. N.). Der Hügel hat einen
Durchmesser von etwa 64 Metern. Er befindet sich in der Westprignitz am Rande
des Stepenitz-Tales, welches zur Elbe hin entwässert.
Der Hügel ist fast
vollständig durch Steine aufgehäuft worden und mit Sand und Erde bedeckt
worden. Größe des Grabhügels und Fundinventar haben überregionale Bedeutung.
Die intakte Grabkammer wurde 1899 von zwei Arbeitern
zur Steingewinnung aufgebrochen. Am 20. September 1899 erkundeten dann Ernst
Friedel, Direktor des Märkischen Museums in Berlin, in Begleitung einiger
Mitarbeiter aus Berlin und Perleberg den Tumulus. So wurde nach Jahrtausenden
die Grabkammer wieder betreten und untersucht. Die 41 Funde gelangten ins
Märkische Museum Berlin. Dort wurden einige Teile von den sowjetischen /
russischen Besatzern geraubt, so dass einige Ausstellungsstücke heute nur noch
als Kopie zu sehen sind. Die erhaltenen Originale und diese entsprechenden
Kopien, sind seit dem Jahr 2002 wieder in einer Dauerausstellung zu sehen.
Nachbildungen des Fundkomplexes sind auch im Stadt- und Regionalmuseum Perleberg,
im Prignitz-Museum in Havelberg sowie im Archäologischen Landesmuseum
Brandenburg im Paulikloster, aber auch im Schloss von
Wolfshagen bei Seddin zu
sehen.
Die dezentral im Hügel gelegene Grabkammer besteht aus neun, kreisförmig
aufgestellten Megalithen und besitzt einen Durchmesser von circa 2,20 m.
Darüber hat man ein Kraggewölbe aus Findlingsplatten mit Schlussstein am
Scheitelpunkt errichtet. Die Decke ähnelt so
Gewölben, wie sie in der Frühzeit Griechenlands errichtet wurden. Die Höhe des Kammerinnenraumes beträgt 1,55
m. Den Boden der Kammer bildet ein ungebrannter, gestampfter Lehmestrich. Die
Wände besaßen ursprünglich einem geglätteten Lehmverputz, der zum Zeitpunkt der
Kammeröffnung bereits weitgehend abgefallen war und heute vollständig
verschwunden ist. Der damals noch anhaftende Lehmverputz wies Reste einer
mäanderartigen Bemalung in roter Farbe auf, die aus Hämatit, einem als Rötel
bekanntes Eisenoxid, hergestellt worden war.
Bei dem Grab handelte es sich insgesamt um drei
Brandbestattungen. In dem Grab fand man 3 Urnen
mit Leichenbrandresten. Die Hauptbestattung (des Königs) befand sich in
einem Topf mit Deckel, der mit Tonstiften auf dem Gefäß befestigt war, darin
befand sich eine Amphore aus Bronzeblech, in der sich der Leichenbrand befand,
der vermutlich in ein Marderfell eingewickelt war. Als Grabbeigaben fanden sich
ein Schwert, ein Tüllenbeil und -meißel, Wendelringe,
Rasiermesser mit stilisierten Darstellungen, Bronzeblechgeschirr, Stangenknopf,
Speerspitzen, Kamm, Messer mit Ringgriff, Lockenringe aus Spiraldraht,
Metallgefäßen, Wagen- und Zaumzeugteilen und zwei
Eisennadeln. Teile der Grabausstattung weisen auf Verbindungen zum Süden. Die
reiche Grabausstattung zeigt eine sozial hochgestellte Persönlichkeit. In
jüngster Zeit wird auch eine kalendarische Symbolik der Verzierung der
Bronzeamphore diskutiert, welches der bestatteten Hauptperson eine sakrale
Funktion, im Sinne von Sakralkönigtum, zuweisen würde.
Der durch seine Größe herausragende Grabhügel gehörte zur sogenannten Seddiner Gruppe weiterer Großhügel in der Umgebung, die
jedoch im 19. Jahrhundert dem Straßenbau zum Opfer fielen.
Bei Nachuntersuchungen am Grabhügel in 2003 fand sich
unter dem Grabhügel eine 15–20 cm dicke Sandschicht mit Holzkohleflitter. Bei
der Sandschicht scheint es sich um den anstehenden Boden zu handeln, von dem
der Mutterboden entfernt worden war. Die Holzkohlestückchen von Pappel, Weide
und Eiche stammen vermutlich von einer Weihezeremonie oder einem
Scheiterhaufen. Ein erstes C-14-Datum der Holzkohle ergab ein Alter von 829 v.
N. Wurde hier der König verbrannt und bestattet und der Hügel erst später
gebaut?
Ein umlaufender Ring aus
großen Findlingen begrenzt den Hügel. Unmittelbar dahinter stabilisiert eine
massive Ansammlung von Feldsteinen als „Ringanker“ die gewaltigen Sand- und
Steinmassen des Hügels. Der Hügel selbst besteht wie eine Torte aus wechselnden
Sand- und Steinschichten. Mindestens drei „pflasterartige“ Steinschichten
zeigen wahrscheinlich den Abschluss von Bauabschnitten und dienten zugleich dem
Erosionsschutz. Die Oberfläche des Hügels war ursprünglich mit einem
Steinpflaster bedeckt, das dem Bauwerk ein sehr eindrucksvolles
Erscheinungsbild verliehen haben muss. Der Grabhügel stellt eine imposante
bauliche Leistung dar, die ohne „Spezialwissen“ und strenge
Baustellenorganisation nicht hätte realisiert werden können.
Bei weiteren Untersuchungen im Jahr 2003 konnten ca.
50 m nördlich des Grabhügels eine über mehrere hundert Meter Ost-West
verlaufende Reihe von Feuergruben nachgewiesen werden. Diese gehören zu einem
vermutlich älteren Kultfeuerplatz, wie sie von anderen Plätzen Norddeutschlands
und Südskandinaviens schon bekannt sind. Erste C-14-Daten der Feuergruben
ergaben ein Alter von 904 und 1001 v. Chr., die große zeitliche Differenz der
beiden Werte irritiert dabei.
Die eigentliche Grabkammer
Die Sage vom König Hinz:
Im
Prignitzer Land herrschte vor über 2700 Jahren ein
großer Semnonenkönig, der hieß Hinz. Er war
gut und gerecht zu jedermann und überaus beliebt bei seinen Untertanen. Doch
niemand lebt ewig und so starb auch dieser König eines Tages. Jedoch sein Volk
beschloss wenigstens die Erinnerung an diesen treuen Herrscher auf alle Zeit
lebendig zu halten. So errichtete man dem Toten ein wahrhaft königliches
Grabmal, welches einzig in seiner Art sein sollte. In drei verschiedenen Särgen
wovon der edelste in Gold getrieben war, bestattete man den König sowie seine
Gemahlin und eine treue Dienerin, die ihm voller Schmerz in den Tod gefolgt
waren. Auf das niemand die Ruhe des Herrschers stören könne, wurde ein
mächtiger Hügel um das Grab aufgeschüttet. Es entstand der „Hinzberg!"
Durch die Jahrtausende hinweg wurde nun die Geschichte von König Hinz von
Generation zu Generation weitergegeben. Im vorigen Jahrhundert aber machte sich
ein Bauer, auf dessen Besitz sich der Hügel befand, an das Aufgraben. Ruhelos
grub er tagelang und förderte doch nur Steine zutage. Darüber vergaß der Bauer
seine täglichen Pflichten und so stand er bald arm und mittellos da. Das war
die Strafe des König Hinz für seine Habgier!
Vom KÖNIG HINZ (von Gerhard Hess /
www.Oding.org)
Die Ursache webt,
die Ur-Saga lebt,
über der Zeiten gähnendem Grund,
malt sie sich weiter von Mund zu Mund.
Die Ähni es sagt, der
Enkel er fragt -,
so wie die Quelle den Ursprung beschreibt,
der Fluss der Rede getreulich bleibt.
Die Stürme weh’n und
Stürme vergeh’n,
es ducken sich Sippen und wachen auf,
die Sage nimmt unbeirrt ihren Lauf.
Im glänzenden Licht, der Königsbericht,
erzählte von Hinz, diesem guten Mann,
der höchstes Anseh’n im
Volk gewann.
So wie er geführt', ihm Ehre gebührt
!
Die Künste des Schmiedens hat er gelehrt,
zu schlagen wusste sein scharfes Schwert.
Zum Gange der Zeit gab er Bescheid -,
das Sternen-Geheimnis war ihm vertraut,
im Dienste der Gottheit ist er ergraut.
Als der König entschlief, sein Herold rief:
„Im dreifachen Sarg ruht Hinz
im Hügel,
sein Ruhm gewinne unsterbliche
Flügel !“
In Sonne und Schnee, bei Aufwind und Weh,
wölbt sich um dreitausend Jahre schon,
der „Hinze-Berg“ über des Landes Sohn.
Vor dem Hintergrund dieser Sage ist
es nicht verwunderlich, dass immer wieder Grabungsversuche unternommen wurden,
um die Grabkammer zu finden. Bei der Nutzung als Steinbruch um Material für den
Bau von Chausseen in der Prignitz zu gewinnen, wurde dann im September 1899
zufällig die Grabkammer gefunden.
Der „Hinzeberg"
liegt zwischen Perleberg und Pritzwalk in einer durch zahlreiche Grabhügel
gekennzeichneten Jungmoränenlandschaft. Er ist der größte erhaltene Grabhügel
im Land Brandenburg. Die Grabkammer, also das eigentliche Königsgrab, ist in
ihrer Dimension und mit der Konstruktion des flachen Gewölbes einzigartig unter
den steinernen Grabeinbauten in Norddeutschland.
Anfahrt zum
Grabhügel:
Man fährt die Autobahn A24 zwischen
Berlin und Hamburg bis zur Ausfahrt Pritzwalk und folgt dann der Bundesstraße
189 in Richtung Perleberg. Hinter Groß-Pankow biegt man rechts auf die
Landstraße ab und fährt Richtung Wolfshagen und Seddin. Das Königsgrab ist ab hier bereits ausgeschildert.
In Seddin fährt man an einer großen Infotafel über
die Ausgrabungen vorbei und folgt weiter den Wegweisern zum Grab, das dann etwa
1,2 Km außerhalb des Ortes zu finden ist.
GPS-Koordinaten
unmittelbar am Grabhügel: 53.8.13 N / 11.58.466 O
Der Hinzeberg von Seddin verweist auf das Entstehen von Eliten - etwa 150
Arbeiter müssten 1 Jahr lang beschäftigt gewesen sein, den großen Grabhügel mit
dem umlaufenden Steinkreis auf ebenen Boden zu errichten.
Jedes Jahr im Juli veranstaltet Seddin ein großes
Feuerspektakel vor dem Grabhügel, wo die Königsverbrennung mit drei großen
Scheiterhaufen nachgestellt wird.
Bei Bodenuntersuchungen zur
Gestaltung eines
geplanten Veranstaltungsplatzes wurden erst in 2014 geomagnetische Anomalien
festgestellt.
Internetzseiten für noch weitergehende Informationen:
http://oding.org/index.php/poesie/657-das-koenigsgrab-von-seddin
http://landkreis-prignitz.de/de/zu-gast-im-landkreis/tourismus/zao/ZAO_tafeln_seddin_neu.pdf
http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/steine-und-knochen-am-koenigsgrab-von-seddin-in-der-prignitz-35513/
JKS / 19.08.2015