Das Niederwalddenkmal – Die GERMANIA – Die Wacht am Rhein

 

Vor dem Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim am Rhein zu stehen, ist schon aufgrund der schieren Größe beeindruckend. So ist es selbst vom gegenüberliegenden Rheinufer, in Bingen, noch deutlich und die Weinberge dominierend nicht zu übersehen.

 

Der eine oder andere Besucher dieser Netzseite wird sich vielleicht wundern, dass auch das Niederwalddenkmal als Kultplatz definiert ist.

Nun Kult und Kultur ist nichts was immer einige Tausend Jahre alt sein muss, sondern auch in modernen Zeiten entsteht. So auch hier am Rhein, zu einer Zeit wo deutsch sein noch bei allen Menschen im Volk ehrenvoll und normal war. Einer Zeit wo niemand seine Herkunft und sein Volk leugnete – im Gegenteil!

 

 

Die gesamte Anlage ragt 38,18 Meter in die Höhe und wiegt in der Gesamtheit etwa 75 Tonnen. Der auffälligste und gleichzeitig größte Teil ist die auf den oberen Sockel gestellte und weithin sichtbare Germania, die es allein auf 12,5 Meter Höhe und ein Gewicht von rund 32 Tonnen bringt. Im Sockel des Denkmals ist die Hauptinschrift zu finden, die an den Deutsch-Französischen Krieg und die Einigung des Reiches erinnern soll. In Großbuchstaben ist dort zu lesen: „Zum Andenken an die einmuehtige siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870 – 1871“.

 

Die Germania steht dabei auch für die Versinnbildlichung der deutschen Kultur. Die Bekleidung der Germania enthält Symbole, die für die deutsche Kultur als typisch gelten. Einen Kranz aus Eichenlaub auf dem Kopf und ihr Gewand mit typischen Tiermotiven der germanisch/deutschen Mythen- und Sagenwelt. So sieht man u.a. Adler, Hirsche, Raben und Drachen. Auf der Brust trägt sie den Reichsadler als unverkennbares Zeichen des Deutschen Reichs. Auch wenn die Germania eine mythische Figur ist, hat sie doch einen großen Symbolcharakter bis in die heutige Zeit hinein.

 

Direkt unter der Germania befindet sich das Hauptrelief, auf dem insgesamt 133 Personen dargestellt sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um Generäle und Fürsten, die bei der Reichsgründung und im vorangegangenen Krieg gegen Frankreich eine wichtige Rolle gespielt haben. Zu sehen sind außerdem ein preußischer Gardist mit Fahne und ein sächsischer Infanterist, der eine Trommel mit sich trägt. Im Zentrum des Reliefs ist Kaiser Wilhelm I. abgebildet, der als einzige der Figuren auf einem Pferd sitzt, von allen anderen umringt wird und so seine damalige Bedeutung noch einmal gesondert hervorgehoben wird. Alle gezeigten Personen sind übrigens in Lebensgröße dargestellt.

 

Links und rechts des Hauptreliefs stehen zwei weitere Figuren, die Krieg und Frieden symbolisieren sollen. Die auf der linken Seite stehende Figur ist ein geflügelter Genius, der im antiken Rom als Schutzgeist galt. Mit seiner linken Hand bläst er eine Posaune, in der rechten liegt ein Schwert. Dass dieses nicht erhoben, sondern gesenkt ist, wird als Zeichen des Sieges interpretiert. Der Frieden wird durch einen auf der rechten Seite platzierten Engel symbolisiert. Seine Attribute sind ein Füllhorn und ein Ölzweig, die seit Jahrhunderten als Zeichen für Wohlstand und Frieden verstanden werden.

 

An den Seiten hinter den beiden Figuren sind zwei weitere Nebenreliefs zu finden, die die Themen Krieg und Frieden noch einmal aufgreifen. Auf der linken Seite ist der „Abschied der Krieger“ angebracht, der den Auszug von Soldaten und Landmännern zeigt, während auf der rechten Seite die Rückkehr dargestellt wird.

 

 

 

 

 

 

 



Unterhalb des Hauptreliefs findet sich am
Denkmal eine weitere Inschrift. Diese zitiert fünf der eigentlich sechs Strophen des Liedes „Die Wacht am Rhein, das vor allem bei den Soldaten während des bei Errichtung des Denkmales nur wenige Jahre zurückliegenden Krieges gesungen wurde. Darunter steht das letzte wichtige Element des Denkmals: Hier ist dargestellt, wie „Vater Rhein“ ein Wächterhorn an Tochter „Mosel“ übergibt. Damit wird auf die im Zuge des Krieges 1870 und 1871 gemachten Eroberungen angespielt, durch die der Rhein vom Grenzfluss wieder zu einem innerdeutschen Fluss geworden war.

 

                   

 

Der Liedtext zu „Die Wacht am Rhein“ wurde Ende 1840 von dem in der Schweiz lebenden Württemberger Max Schneckenburger als Reaktion auf die Rheinkrise geschrieben. Diese war Folge französischer Bestrebungen, die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich an den Rhein zu verschieben und damit die Bestimmungen des Wiener Kongresses zu revidieren. Dieser hatte 1815 den größten Teil der linksrheinischen Gebiete dem Deutschen Bund zugesprochen.

 

In der Zeit zwischen der Entstehung und dem Anbringen des Liedtextes am Niederwalddenkmal, wurde der Originaltext mehrfach kleineren Änderungen unterzogen. So wurde auch der Refrain ergänzt. Von einem unbekannten Dichter wurde zu Beginn des Krieges außerdem eine siebte Strophe gedichtet, die sich über Feldpostkarten in der Heimat verbreitete. Diese Erweiterung ist ebenso wie die vierte Strophe nicht auf dem Niederwalddenkmal zu finden. Dort steht geschrieben:

 

Es braust ein Ruf wie Donnerhall
wie Schwertgeklirr und Wogenprall
zum Rhein, zum Rhein zum deutschen Rhein
Wer will des Stromes Hüter sein?

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell;
der Deutsche, bieder, fromm und stark,
beschirmt die heil’ge Landesmark.

Er blickt hinauf in Himmels Au’n
da Heldenväter niederschau’n
und schwört mit stolzer Kampfeslust
du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust!

Solang ein Tropfen Blut noch glüht,
Noch eine Faust den Degen zieht,
Und noch ein Arm die Büchse spannt,
Betritt kein Feind hier deinen Strand.

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt
die Fahnen flattern hoch im Wind
am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein,
wir alle wollen Hüter sein.


Refrain:
Lieb Vaterland magst ruhig sein;
fest steht und treu die Wacht,
Die Wacht am Rhein!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Den vollständigen Text des Liedes findet man unter http://www.niederwalddenkmal.de/lied-die-wacht-am-rhein/
und weitere Einzelheiten zum Denkmal liest man unter: http://www.niederwalddenkmal.de/das-niederwalddenkmal/

 

Den Weg zum Denkmal findet der interessierte Besucher völlig problemlos, da der Fahrweg ab Rüdesheim sehr gut ausgeschildert ist. Im Sommer ist auch eine kleine Kabinenseilbahn, die über den Weinberg nach oben führt, in Betrieb

 

JKS / 11.2017