Wasserheiligtum in Heiligensee

 

Im Berliner Bezirk Reinickendorf / Ortsteil Heiligensee wurde noch im Mittelalter das Wasser des Sees, der daher auch seinen
Namen trägt, als heilkräftig verehrt. Obwohl die Dorfaue von Heiligensee ihr ursprüngliches Aussehen seit dem Mittelalter kaum
verändert hat, ist heute leider von dem Heiligtum, das zwischen Dorfschmiede und Kirche gestanden hat, nichts mehr zu sehen.

 

Von nah und fern kamen die Pilger zum Heiligtum um sich das Wasser zu holen und um ihre Gebrechen und Leiden zu heilen.
Alle hundert Jahre weihte ein Priester des Ortes das Wasser mit einem silbernen Heiligenbild. Welcher Papst des Mittelalters
genau dann die Wunderheilungen verboten hat und die Vernichtung des Heiligtums angeordnet hat, ist nicht überliefert.

 

Einige menhirähnliche Findlinge auf der Dorfaue gehörten seinerzeit vielleicht zum Heiligtum, das mit Sicherheit bereits lange
Zeit vor dem Mittelalter existierte und auf kelto-germanische Ursprünge zurückgeht.

 

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            Die Dorfaue heute   -   GPS-Koordinaten unmittelbar auf der Dorfaue nahe der Kirche:  N 52° 36.231` / O 13° 12.704` bei 31 Meter ü. NN.

 

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                                                                       .Menhirähnliche Findlinge überall auf der Dorfaue ...

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image016  <... und hier überwuchert unter einem alten Maulbeerbaum.

                        War hier einst das Heiligtum?

 

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               Nur die Straße trennt hier die Havel (links) vom See (rechts).

 

 

 

Das ursprüngliche Dorf liegt auf einer Halbinsel zwischen dem Fluss Havel und dem namensgebenden Heiligensee. Inzwischen
erstreckt sich Heiligensee südwärts der Havel bis zum Ortsteil Konradshöhe. Die "Baumberge" (früher auch "Bumberg" genannt)
sind eine Besonderheit in Heiligensee. Es ist eine Binnendünenlandschaft, die zum Ende der letzten Eiszeit entstand.

 

Die erste nachweisliche Besiedlung Heiligensees fand etwa 2000 v. N. durch germanische Semnonen statt. Sie vermischten sich
um 300 n. N. mit slawischen Wenden. Nach dem Sieg Albrecht des Bären über die Wenden (um das Jahr 1200) kamen deutsche
Bauern nach Heiligensee, die gegen 1250 eine Kirche errichteten. Etwa zu dieser Zeit wurde Heiligensee ein Rittersitz des Ritter
Johann von Bredow, um den Havelübergang zu kontrollieren. Denn im Mittelalter befuhr eine Fähre die engste Stelle des Nieder
Neuendorfer Sees und verband somit die Dörfer Heiligensee und Nieder Neuendorf. Davon zeugt noch heute die Namensgebung
der beiden Straßen: Fährweg auf Nieder Neuendorfer Seite und Fährstraße auf Heiligenseer Seite. Mit Errichtung einer Brücke in
Hennigsdorf im Jahre 1506 fuhren allerdings immer seltener Menschen mit der Fähre. Das Fährrecht an dieser Stelle besteht
allerdings noch bis heute. 1308 erfolgte erstmals eine urkundliche Erwähnung Heiligensees. Seit der Gebietsreform im April 1920
ist Heiligensee ein Teil von Berlin.

 

Kennen Sie den Magenlikör Underberg? Seit mehr als 100 Jahren ist das Unternehmen auch in Heiligensee ansässig. Die Kräuter-
Rezeptur wird nur nach einem Generationswechsel innerhalb der Familie weitergegeben. Aber vielleicht ist Underberg nur
deshalb für viele so bekömmlich, weil er mit Heilwasser aus Heiligensee hergestellt wird?

 

 

Sagenhaftes zum Heiligensee:

Der Sage nach könnte auch die Sage um die weiße Frau im Schifferberg, die von Sonntagskindern mittags am Johannestag
gesehen wurde - eine germanische Göttin – namensgebend gewesen sein. Sie wurde einst auf den Baumbergen verehrt.
Doch dem alten Dorf widmen sich viele Sagen, so die von einem verwunschenen Schloss, welches im See versank, oder auch
von einem Gespann schwarzer Stiere, die im See versanken. Es gibt auch die Sage um die Glocken, die auf dem Grund
des Heiligen See liegen sollen. Dazu steht geschrieben: Tief auf dem Grunde des Heiligen Sees liegen Glocken. Vor alter Zeit sind
sie versunken. Zuweilen kommen sie aber zum Vorschein. Man sieht sie dann meistens mitten im See auf einer flachen Stelle
liegen. Dort wärmen sie sich im Strahle der Mittagssonne. Einige Leute hörten sie auch schon sprechen. Es war gerade am
Johannistag. Sie kamen aus dem See heraus, und die eine sagte zur anderen: "Anne Susanne, wiste mett to Lanne?" Darauf
antwortete die andere: "Nimmermeh!" Dann sanken sie, nachdem sie noch einmal angeschlagen hatten, wieder in die Tiefe.

 

Selbstverständlich wird "sagenhaft" auch von der Weihung des Sees mit silbernen Heiligenbildern alle hundert Jahre berichtet
und von der Heilkraft des Wassers, das Lahme wieder gehend machen konnte.

 

 

JKS / 05.2007